Narrenlob und Erstürmung der Ortsverwaltung
Mombacher Narrenlob mit anschließender Eroberung der Ortsverwaltung
Es kann am nördlichsten Mainzer Fastnachtsstandtort gar nicht anders inszeniert werden als in der Frühe um 9.33 Uhr unter den Klängen des Narrhallamarschs zum alljährlichen Narrenlob in die Herz-Jesu-Kirche einzuziehen. Wieder mit dabei sind alle Mombacher Korporationen: unsere „Bohnebeitel“, „die Maletengarde“, die Prinzengarde, die „Eulenspiegel“, die „Meenzer Herzjer“, die „Bohnegard“ sowie weitere freundschaftlich verbundene Fastnachtsvereine – sogar von der anderen Rheinseite. Und dieses Procedere ist schon ein Augenschmaus für sich, wenn die vielfarb-bunten Garden unter Führung von Marco Herold lautstark den Chorraum vollends einnehmen. Wenn dann die Pauken und Trompeten der Mombacher Prinzengarde kurzzeitig verstummen, ergreift Gemeindepfarrer, unser „Seelebeitel“ und Hausherr Gottfried Keindl das Wort um den Feierlichkeiten noch den nötigen klerikalen Anstrich zu verleihen. Schließlich habe es eine jahrhundertealte Tradition das „Närrische“ liturgisch ins Kirchenjahr zu integrieren, erläutert Keindl in seiner Begrüßung die christlichen Wurzeln in der Fastnacht. „Helau, Helau-luja, Dank sei Gott dem Herrn, denn er hat uns alle gern. Ob kloo, ob dick, ob derr, ob groß – die Narre sind jetzt widder los“.
Musikalisch bereichert zunächst der bunte „Chor Mystic“ unter Leitung von Brigitte Wolter die kirchliche Kollekte mit „Zahlen, zahlen …“ bevor Lektor Georg Philipp Melloni „Das Schuldbekenntnis eines Narren“ verliest. Dann wird der Altarraum zur kleinen Theaterbühne auf der seine Heiligkeit – ein wahrhafter Papst (Christian Kanka) – mit einem engelhaften Petrus (Francisco Payan Barrio) sich ein christliches nicht immer ernstgemeintes Wortgefecht zur leibhaften Unfehlbarkeit liefern. In die Rolle des Jesuskind schlüpft der kleine Max Bohland und macht seinen Part souverän. Die Übergangspassagen aus dem Drehbuch verliest dazu Christian Bartmann. Pfarrer Norbert Pfaff nimmt die Gemeinde zu den Klängen des „Heile, heile Gänsje“ mit auf seine närrische Reise. Wieder einmal über sich selbst zu lachen aber auch an die vielen helfenden Einsatzkräfte während der Fastnachtstage zu denken damit beschäftigt man sich in den Fürbitten. Zum Schluss darf natürlich auch der Song „Im Schatten des Doms“ nicht fehlen. Längst ist der Funken übergesprungen und die Gemeinde schwenkt die Arme wie Fahnen im Wind.
Dann zieht der Fastnachtstross durch die Hauptstraße zur Ortsverwaltung. Dort kann nur unter großen Mühen der Rathausschlüssel der Ortschefin Dr. Eleonore Lossen-Geißler entrissen werden. Auch der ebenfalls ins Mombacher Rathaus zur Mithilfe geeilte OB Michael Ebling muss da machtlos zusehen. Die Federführung der feindlichen Übernahme hat in diesem Jahr für die Vereine die MCG Maletengarde übernommen, deren Aktiver Jens Hillebrand den närrischen Eid spricht.
Fotos: Peter Kossok
Text: Gerd Plachetka