Text: Gerd Plachetka Fotos: Wolfgang Tannenberger

 

Mit großer Zufriedenheit blicken die Aktiven der Bohnebeitel auf ihre Saalfastnacht „Mumbach, Mumbach täterä“ zurück. Denn wieder einmal ist es dem Mombacher Traditionsverein nicht nur gelungen zwölf ausverkaufte Sitzungen zu meistern, sondern mit ihrem närrisch-bunten Treiben auch noch viele Menschen draußen an den TV-Bildschirmen zu erfreuen. Auch in dieser Kampagne waren wieder viele Politikgrößen live dabei: so Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner oder die GRÜNEN-Abgeordnete Tabea Rösler um nur einige wenige zu nennen. Und natürlich die gesamte Lokalpolitik um Ortsvorsteherin Dr. Eleonore Lossen-Geißler. Der SWR meldete immerhin eine TV-Einschaltquote von ca. 1,5 Mio. Zuschauern was einem Marktanteil von 32 Prozent im Sendegebiet entspricht.

 

Die Sitzungen in der MTV-Sporthalle sind äußerst stimmungsvoll begleitet worden von der Sitzungsband „Notebeitel“ unter Leitung von Bernd Schmidt. Für die politisch-satirische Note sorgt gleich zu Beginn Oberbürgermeister und der Bohnebeitel-Aktive Michael Ebling in der Rolle des Protokollers und bezieht sich auf das diesjährige Motto, das ganz im Zeichen von 2 x 11 Jahre SWR-Fernsehfastnacht stand. Übrigens eine blinkende Fernsehkamera fand sich auch auf dem diesjährigen Bohnebeitel-Orden wieder. Ein glänzend aufgelegter Sitzungspräsident Heinz Meller führt einmal mehr souverän mit viel Witz und Humor durch das Programm, erscheint selbst in der Rolle als „Reiner Spaß“ – aber das war es auch – und kann nur mit Mühe die Prominenz von der Bühne fern halten. Da wollen sich nämlich eine Julia Klöckner, eine Claudia Roth und eine Andrea Nahles – wunderbar in Szene gesetzt von RPR-Moderator Andreas Kunze – auch gerne einmal in die Sitzung einmischen.

 

Erfrischend musikalisch mit „Wenn der Narrhallamarsch erklingt zur fünften Jahreszeit“ haben zwei „Meenzer Mädcher“ die Bühne gestürmt. Das Trio Felizia Fried, Danny Herber und am Klavier begleitet von Franz-Jürgen Dieter waren echte Stimmungsgaranten. Jürgen Leber als „Gustav: das siebtes Mainzelmännchen“ erscheint in dieser Kampagne als Astronaut aus den dichten Wolken und ist viele Lichtjahre von Mombach im Weltraum unterwegs. Stolz bekennt er auf der Bohnebeitel-Rostra, dass er schon als kleiner Junge Astronaut werden wollte – lange bevor er Mainzelmännchen geworden ist – toll vorgetragener Kokolores.

 

Helmut Schlösser schlüpft obligatorisch alljährlich in eine Paraderolle. Dieses Mal hat er sich den „Casanova“ ausgesucht und beweist einmal mehr seine wunderbare und vielseitige Gabe in Personen zu schlüpfen und deren Sprache authentisch anzunehmen. Dazu wird politisch-satirisch mit so mancher Politgröße abgerechnet. Dass die Bohnebeitel auch einen wunderbaren Nachwuchs in den eigenen Reihen vorweisen können, zeigen musikalisch eindrucksvoll Katrin (Violine) und Christina Becht (Klavier). Zusammen mit Dennis Wittberg (Gesang) versetzen sie das Publikum in die 20er und 30er Jahre und werden dafür stürmisch gefeiert. Wenn Gerd Brömser die närrische Rostra betritt ist Spass und Frohsinn vorprogrammiert. Seine Vorstellung als Verkäufer für allerlei Haushaltswaren ist einmal mehr nichts für Menschen, die nicht lachen können. Was er aus seinen Kochtöpfen wort- und stimmungsgewaltig herauszaubert ist schon eine besondere Gabe.

 

Mitreißende Musik und immer wieder aktuelle Texte der Extraklasse – durchaus auch politisch-satirisch – liefern die drei Maledos: Klaus-Dieter Becht, Dieter Scheffler und Uwe Ferger. Natürlich lässt das Publikum sie ohne frenetisch geforderte Zugabe-Rufe nicht von der Bühne. Es folgen ihre Gassenhauer: „Runner un hoch“ oder das legendäre „Uiuiui“. Zusätzlich erstürmen mit Uwe Ferger und Dieter Scheffler zwei Maledos-Sänger seit einigen Jahren mit ihrem wunderbaren „Kall & Kall“ die Herzen des Publikums. In diesem Jahr haben sie sich die Zaubernummer „Magie Fix“ ausgedacht. Einmal mehr ein Kokolores-Vortrag der Extraklasse und damit sind sie würdige Nachfolger der Las Vegas-Show von Siggi & Roy. Ebenso seit Jahren gesetzt ist das kongeniale Duo Hildegard Bachmann und Frank Golischewski, das in der Kampagne sich als Kriminalermittler zeigt. Wie „Miss Marpel & Mister Stringer“ auch verdeckt ermitteln – das muss ihnen Scotland Yard erst einmal nachmachen. Zuvor hat Frank Golischewski als Schlagerinterpret noch einen wunderbaren Soloauftritt. Musikalisch sind die Darbietungen ein Ohrenschmaus. Ein Augenschmaus dagegen das Ballett „Fun and Dance“ vom TV Mainz-Hechtsheim, das mit der Musik der „Seventies“ verzückt. Dass sich auch Margit Spohnheimer immer einmal wieder musikalisch mit ihren geliebten Ohrwürmern in die Sitzungen „einmischt“, ist auch ein bisschen ihre Ehrerbietung an die Mombacher Bohnebeitel, wie sie unumwunden dem Publikum erzählt. Dreimal hat sie die Sitzungen bereichert.  

 

Erstmalig auf der Bohnebeitel-Bühne ist Alice Hoffmann als „Vanesa Backes“ zu erleben. Die als „Kittelscherz“ beliebte Darstellerin bekennt sich – da wieder wohnhaft im Ort – als Mombacherin. Schöner Kokolores, was sie zum Besten gibt und kurz vor Ende der Sitzung noch einmal die Zuschauer mitreißt. Ebenso wie der Mann der tausend Stimmen, die er imitiert. Harry Borgner ist auch dieses Mal in der Rolle als  „Straßenmusikant“ nicht wegzudenken. Die Zuschauer feiern ihn frenetisch. Und das ist auch das Stichwort für das immer wieder wunderbare Finale, in das sich natürlich die drei Maledos aber auch Helmut Schlösser gesanglich einbringen. Wenn es Luftballons regnet und die Mombacher Klassiker intoniert werden, dann hält es niemand mehr auf seinem Sitz. Spätestens beim Ausmarsch des Komitees und aller Aktiven – geleitet von den bunten Mombacher und Mainzer Garden – darf von der Bohnebeitel-Kampagne 2020 geträumt werden.