Eine Stunde gelebte Online-Fastnacht
So allmählich würde der MCV 1886 e.V. „Die Bohnebeitel“ mit seinen rund ein Duzend Sitzungen in die heiße Phase seiner Saalfastnacht einbiegen. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Bis zuletzt hatten die Macher um Sitzungspräsident Heinz Meller gehofft die Saalfastnacht über die Bühne des Mombacher Turnvereins ziehen zu können. Die Aktiven hatten ihre Beiträge dazu geliefert. Doch Corona war letztendlich unüberwindlich und eine Absage war unumgänglich geworden. Gewöhnlich überträgt der SWR am Dienstag vor dem närrischen Wochenende die komplette Sitzung in seinem Hauptprogramm. Und weil es eben so ganz ohne Fastnacht beim Mombacher Traditionsverein nicht geht, werden sich die Bohnebeitel auch in der aktuellen Kampagne mit einem rund einstündigen Kurzprogramm zu Wort melden. Man habe ganz in Eigenregie die kleinen Beiträge hergestellt und zusammengeschnitten, betont der Vorsitzende.
Die Moderation der Beiträge haben Heinz Meller und Gerd Brömser übernommen. Ganz Corona konform und gut abgeschottet aus einem privaten Fastnachtskeller in Aulhausen im Rheingau. In den kleinen Einspielfilmen werden alle bekannten Bohnebeitelgesichter zu sehen und hören sein. Da knüpft Helmut Schlösser an seine ruhmreichen Rollen aus der Vergangenheit an. Als Obama, Casanova, Napoleon oder Horst Lichter bezieht er Stellung zur Pandemielage: „Wer hätte noch vor einem Jahr / als Fastnacht schön wie immer war / gedacht was sie wohl alle wisse / mir dieses Jahr verzichte müsse“. Umrahmt von Orden und Grammophon nimmt Dennis Wittberg musikalisch sein Publikum mit in die zwanziger Jahre. Während Schlageranalytiker Frank Golischewski als Rokokokönig am Klavier Fräulein Kokolores, Hauptmann Ritzamba und Prinz Narrhalla zu neuem Leben erwecken möchte. Alice Hoffmann sendet einen Gruß aus dem Saarland und „Fit for Dance“ schwingt die Ballettbeine online in einer Zusammenschau aus 13 Wohnzimmern. Die in der letzten Kampagne aufgetretene Kellerassel Franz Besold gräbt sich in diesem Jahr nicht bis nach Mombach durch, sondern verbleibt in seinem fränkischen Untergrund. Aus dem heimischen Kellerloch beleuchtet der Frankenexport die große Politik von Trump bis Merkel. Und auch die Buchenberger Bazi´s senden einen musikalischen Gruß aus dem heimischen Allgäu. Die Musikgruppe bereichert seit Jahren so manche Bohnebeitelsitzung und den Rosenmontagszug.
Jürgen Leber hat als Hausmeister beim Mainzer Pharmaunternehmen Biontech angeheuert. Dabei macht er das Außengelände An der Goldgrube zur Kulisse. Als Gustav – das siebte Mainzelmännchen – gewährt er närrische Einblicke in seine erfolgreiche Arbeit. Einen musikalischen Beitrag liefern obligatorisch die Maledos und lassen das Couchpublikum bei ihrem Song: „runner un hoch, vor un zurück“ mitschunkeln und aktiv eingreifen. Hildegard Bachmann beschreibt das späte Glück eines älteren Mädchens und Horst Radelli offeriert als Hofnarr einige Kalauer aus einem ansprechenden Ambiente. Das Virus singt welches Lied?, fragt Harry Borgner und intoniert auf die Melodie von Küssen verboten „Keiner will mich haben, küssen ist jetzt nicht mehr erlaubt“. Und natürlich meldet sich auch Bohnebeitel-Protokoller Michael Ebling zu Wort und erläutert, dass man ohne Humor nicht leben könne. Diese Erkenntnis habe bereits der ehemalige Aktive Adolf Gottron 1931 verkündet, den Ebling in Auszügen aus seinem Vortrag noch einmal aufleben lässt. Das einstündige Kurzprogramm der Kampagne ist aufzurufen auf dieser Homepage unter folgendem Link:
Text: Gerd Plachetka
Bilder: Gerd Brömser