Die Maledos haben längst den Fastnachtsolymp erklommen
Text: Gerd Plachetka
Fotos: Gerd Plachetka / Bohnebeitelarchiv
Spätestens wenn das legendäre Stimmungslied „Uijuijui“ erklingt, haben sich die Menschen von ihren Sitzen erhoben und klatschen und tanzen im Saal. Immerhin stammt der Ohrwurm aus der Kampagne 2007 und ist noch immer beliebt wie am ersten Tag. Dann sind die Fans nicht mehr zu halten, singen den Refrain aus vollem Halse und feiern auf diese Weise ihre Melodos. Das Trio Klaus-Dieter Becht und sein Schifferklavier, Dieter Scheffler am Bass und Uwe Ferger mit der Gitarre haben längst den fastnachtlichen Olymp erklommen und absolvieren nicht nur in der fünften Jahreszeit ihre erfolgreichen Auftritte. Nach den Mainzer Hofsängern sind die Maledos die am längsten existierende fastnachtliche Gesangsgruppe der Stadt. Seit nunmehr 6 x 11 Jahren sind sie auf der Bühne unterwegs und hatten sich für ihr kleines Jubiläum im vergangenen Jahr etwas Besonderes einfallen lassen. Mit einem „Best of“ wollten sie sich als kleines Dankeschön auch außerhalb der Kampagne bei ihrer Fangemeinde bedanken. Und das war ihnen wieder einmal restlos gelungen. Denn innerhalb kürzester Zeit waren die über das Mainzer Unterhaus angebotenen Karten vergriffen und auch kurzerhand eine zweite anberaumte Veranstaltung umgehend ausgebucht.

Doch dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Das ganze Jahr über trifft man sich für zirka zwei Stunden zwei Mal wöchentlich in Mombach zu Proben und internen Abstimmungen. Dabei sind diverse Abläufe inzwischen nahezu automatisiert. So kehrt seit einigen Jahren ein fastnachtsbeseelter Uwe Ferger aus seinem Sommerurlaub mit innovativen ersten Entwürfen zurück. Meist steht damit schon ein erstes Grundgerüst und das Trio macht sich sukzessive bis zu einer endgültigen Bühnenreife an die Arbeit. Der gemeinschaftlich erarbeitete spätere Musikbeitrag ist meistens bis zum Spätherbst erreicht. Dabei habe sich gegenüber früher gerade in der „Musikalität“ einiges verändert. Bis vor zehn Jahren wurden Texte noch auf bekannte Songs übertragen. Heute werde der gesamte Musikauftritt in Eigenregie komponiert, so Becht.
Jürgen Mentges, Horst Hösken und Gusti Becht hießen die Gründungsmitglieder von Damals. Zwischen die Besetzung von heute gesellten sich dann noch ab den 1960-er Jahren Lothar Moor und Robert Bartsch. Eine direkte Verbindung zu den Anfängen existiert über Klaus-Dieter Becht, mit dessen Onkel Gusti Becht er sogar noch auf eine gemeinsame Bühnenerfahrung blicken kann. „Es war einfach großartig für mich als 17-jährigen bei den Maledos im Oktober 1975 mit einsteigen zu dürfen. Zeitlich war mein Einsatz zunächst befristet auf ein Jahr, weil Moor ausgefallen war. Und weil ihre Kampagnenauftritte auf Anhieb so gut funktionierten, erwuchs ich zum festen Mitglied der Truppe und die Maledos nach Moor´s Rückkehr zum Quartett“, erzählt Becht. Ihre schmerzlichste Veränderung erlebten sie in den Jahren 1988-93 als nur noch das kleine Becht´sche Familienunternehmen Gusti und Klaus-Dieter übrigblieben. Bei den Bohnebeitelsitzungen hatten in dieser Zeit die Meenzer Schnorrer musikalisch ihren Platz eingenommen. Im Jahr 1992 wollte es der Zufall, dass Klaus-Dieter Becht bei einer beruflichen Fortbildung den Freizeitgitarristen Dieter Scheffler kennenlernte. Nach mehr als einjähriger Zeit mit vielen Proben war der neue Mann – inzwischen zum Bassisten umgeschult – an Bord und zusammen mit Robert Bartsch waren die Maledos erneut zum Quartett avanciert. Mit dem Tod von Bartsch gelangte erstmalig Uwe Ferger im Jahr 2001 zu den Maledos. Seit nunmehr 24 Jahren bilden diese drei Musiker die erfolgreichen Maledos.
Doch blicken wir noch einmal zu ihren Anfängen zurück. Es war die Zeit in der die Weltwirtschaft ihre erste Rezession erlebte. Deutschland steckte mit einem Bundeskanzler Konrad Adenauer gerade mitten im Wirtschaftswunder und in der Bevölkerung entwickelte sich eine breite Protestbewegung gegen Atomwaffen. Vielleicht hatten gerade diese nationalen Begleitumstände im damals beschaulichen Mombach dazu geführt, dass sich einige fastnachtsverzückte Musiker zusammentaten, um eine Gesangsgruppe zu gründen. Um vielleicht auch politisch das auszudrücken, was man einmal im Jahr zur fünften Jahreszeit durchaus kritisch anmerken durfte. Sie gaben sich den Namen „Maledos“. Denn in dieser Zeit war der Mainzer Vorort noch geprägt durch seine Gemüse- und Obstkulturen. Und so ließ sich das frisch gegründete Gesangs- und Musikterzett der Mombacher Bohnebeitel von den Aprikosenplantagen – den sogenannten Maleten – bei seiner Namensgebung inspirieren. Und weil die Mombacher Narrhalla anfänglich noch in Trümmern lag, absolvierten sie ihre ersten Bühnenauftritte im Kurfürstlichen Schloss.
Im Gespräch mit den Dreien fällt immer wieder der Name Robert Bartsch. „Er hat unsere Gruppe maßgeblich geprägt, war Gestalter, Texter und musikalischer Motor der Maledos“, beschreibt ihn Dieter Scheffler. Und weil sich die Musikgruppe schnell einen Namen gemacht hatte, war es auch nicht verwunderlich, dass 1965 das Fernsehen bei ihnen anklopfte. Bei „Mainz bleibt Mainz“ waren sie dann erstmals telegen unterwegs. Ihre Fernsehtauglichkeit hatte auch das ZDF erkannt und sie traten bei „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ auf. Weitere Auftritte folgten bei Musiksendungen wie „Schlagerkonfetti“ oder „Narren nach Noten“.
Ihrem Heimatverein – den Mombacher Bohnebeiteln – sind sie dabei bis heute stets treu geblieben. Die alljährlichen Übertragungen der Mombacher Sitzung im SWR-Fernsehen mit Marktanteilen von mehr als 30 Prozent in Rheinland-Pfalz und bundesweit einer Million Zuschauern haben dabei auch den Maledos zu einem noch größeren Bekanntheitsgrad verholfen. Von ihrem musikalischen Stil sind die Maledos im Laufe der Jahrzehnte auch in wechselnden Besetzungen nie gänzlich abgewichen. Natürlich sind es überwiegend die Kokolores-Lieder, mit denen sie ein Riesenpublikum erfreuen wie: „Loss en trinke, sunst verderrt er der“, „Mir sin stolz druff, dass mer Meenzer sin“, „Ohne Worscht, ohne Woi geht en echte Meenzer oi“ oder das „Runner un hoch, vor un zurück“. In Sachen Geschwindigkeit und Zungenbrechern lieferten sie mit dem Song „Hexmethylencarbol“ nichts für schwache Nerven. Ihre Gassenhauer ließen sich beliebig fortsetzen. Es sind aber auch alljährlich die durchaus zeitkritischen Themen aus Politik und Zeitgeschehen, mit denen sie sich auf ihrer Bohnebeitelbühne auseinandersetzen. „Das ist unsere gesungene politisch-satirische Fastnacht. Wir versuchen mit unseren humorvollen und wortspielenden Persiflagen obligatorisch auch Zeitgeistthemen aufzugreifen. Wenn es dann noch gelingt das Saalpublikum singend mitzunehmen, freut uns das besonders“, erzählen Uwe Ferger und Dieter Scheffler.

Dass die drei Vollblutfastnachter auch in anderen Rollen auf der Bühne brillieren, dafür sorgten Ferger und Scheffler als „Kall und Kall“ nicht nur bei den Bohnebeiteln, sondern sogar einmal bei Mainz bleibt Mainz. Als Feuerwerk- oder Klopapiertester erzeugten sie Kokolores vom Feinsten: Wenn sie Blatt für Blatt registrieren, protokollieren, parfümieren und perforieren und Scheffler immer wieder in seinen imaginären Keller hinab- und heraufsteigen muss, dann ist das schon ganz großes Fastnachtskino.
Kaum vorzustellen ist, dass die Maledos bei ihren zahlreichen Auftritten einmal ohne vehemente Zugabeforderungen von der Bühne gekommen sind. So war es natürlich kürzlich auch wieder bei ihren beiden „Best of Maledos“ Veranstaltungen. „Sie beflügeln die Menschen mit „Meenzer Fassenacht uff echt Mumbacher Art“ und bereichern mit ihren musikalischen Beiträgen jede Veranstaltung“, erzählt Bohnebeitel-Sitzungspräsident Heinz Meller.