Furioser Worschtobend – eine echte Werbung für die Kampagne
Von Gerd Plachetka
Die Stimmung im großen Saal des Mombacher Turnvereins hätte nicht besser sein können. Dabei gehörte nicht nur das „Kulinarische rund um die Wutz“ von Metzgermeister Peter Walz zu den Stimmungsaufhellern unter den 250 Gästen. Auch die 15 Programmpunkte sorgten vier Stunden lang für kurzweilige Unterhaltung zum fastnachtlichen Auftakt am 11.11. bei den Bohnebeiteln.
Sitzungspräsident Heinz Meller begrüßte das Saalpublikum und eröffnete den Reigen obligatorisch mit der Abfrage nach den kulinarischen Genüssen. Natürlich wurde mehrheitlich gegen Haferschleim und Grünkernsuppe gestimmt und für Fleisch- und Lewwerworscht plädiert, was sich anschließend dann auch auf dem Büfett bewahrheitete. Aber ganz generell war dem Vorsitzenden die Erleichterung anzumerken nach der langen Corona-Durststrecke mit dem 3-G-Hinweis: „Ihr seid alle hoffentlich geimpft, genesen und nit genervt. Lassen wir uns dafür anstecken von Humor, guter Laune und Frohsinn“, so Meller.
Eine multifunktionelle Rolle nahm Marc Wolf beim traditionellen Worschtobend ein. Der Bohnebeitel-Neuling moderierte den Abend mit viel Geschick, trat beflissen als Redner auf und sorgte auch musikalisch für den närrischen Schwung: „In Mumbach seet mer Helau“. Eine echte Bereicherung für den Mombacher Karnevalverein. Seine Feuertaufe hat Wolf wohl mehr als bestanden. Es ist ja so Usus, dass der Worschtobend eine Art Castingshow darstellt in der sich neue Akteure präsentieren können. Nahezu alle heutigen Bohnebeitelaktivisten haben es nachhaltig über diesen Weg auf die närrische Rostra geschafft.
Im wahrsten Sinne des Wortes Schwarzen Humor brachte der gebürtige US-Amerikaner Rick Antonie in der Rolle des „Müllmanns“ auf die Bühne. Einfach wunderbar, wie der Neuling sich selbst auf die Schippe nahm, mit dem Negerlatein dann irgendwann am Ende war und mit seinem Vortrag den Saal immer wieder einmal schier zum Kochen brachte. Auch zwei junge weibliche Hoffnungsträger ließen ihr Können aufblitzen: Antonia Brömser schlüpfte in die royale Rolle einer „trinkfesten Hütchen-Königin“ und Simone Gromma begab sich – auch musikalisch – auf Männersuche. Eine geschliffene Persiflage auf die schicksalshaften Coronamonate lieferte Jochen Merz in der Bütt ab: „Corona ist, wenn man trotzdem lacht“ und berichtet vom Mombacher Schnelltest mit dem Schobbeglas – wunderbarer Kokolores auch mit Ernsthaftigkeit gepaart.
Mehr als gesetzt für die kommende Kampagne sind sicher auch einige bewährte Bohnebeitel-Stammkräfte mit ihren neuen Programmen. Allen voran Harry Borgner als „Ohrwurmmann“ – grandios wie er musikalisch auch sein Publikum aktiv mitnimmt. Gerd Brömser als „Vierter Tenor Gerado Brömserotti“ – mit einer funkensprühenden Bühnenpräsenz, die seinesgleichen sucht. Adi Guckelsberger erschien in der bewährten Gestalt als „Nachtwächter“, Aktivensprecher Udo Rodenmayer als „genervter Saalkellner“ und Frank Besold als „Ver-Virologe“. Manfred Friedrich hatte sich als „Psychologe“ den Gehirnzellen angenommen und erntete mit Recht am Ende stehende Ovationen. Entertainer Frank Golischewski hatte ein frisch komponiertes Liedchen mitgebracht, das ans Herz ging: „Wo ist Fräulein Kokolores, wo ist Hauptmann Ritzambo?“, habe er sich oftmals während der kulturellen Corona-Auszeit gefragt.
Als kleine Besonderheit war Werner Zörns als „Fastnachtsprinz“ auf der Bühne erschienen. Der Sohn des über viele Jahrzehnte gefeierten Rudi Zörns bei den Bohnebeiteln, aber auch bei „Mainz wie es singt und lacht“ präsentierte noch einmal den Vortrag seines verstorbenen Vaters, der in der kommenden Kampagne 100 Jahre alt geworden wäre.