Guten Tach, herzlichen Glückwunsch zu 125 Jahren!

125 Jahre Mombacher Carneval-Verein 1886 e.V. – Die Bohnebeitel. Närrisch gesehen, kein besonderer Tag. Aber irgendwie doch ein Tag zum Feiern. Und weil die Bohnebeitel eben anders sind und sein wollen, wurde nicht zum Festakt, sondern schlicht zum „Gute-Tach-Tag“ am 23. Januar 2011 eingeladen. Rund 400 geladene Gäste folgten dem Ruf in die Turnhalle des Mombacher Turnvereins. Nach alter Sitte gab es nach dem Gottesdienst erst einmal etwas zu essen. Natürlich war es ein „echt Mombacher Büffet“, das die bekannte Mombacher Metzgerei Walz auftischte. Und geredet wurde natürlich auch.

Staatsministerin Doris Ahnen

Fotos: W. Tannenberger
Rheinland-pfälzische Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur (in Vertretung von Schirmherr und Ministerpräsident Kurt Beck).

„Ich selbst bin Bohnebeitel-Fan – fast unnötig, dass ich’s erwähn.Komm in die Sitzung Jahr für Jahr, lach mich kaputt, das ist ja klar. Und hab‘, damit auch die Minist’rin mal lacht, Euren Protokoller zum Staatssekretär gemacht. Obwohl der mit Vornamen Michael heißt, was für Bohnebeitel untypisch ist zumeist, denn es weiß jeder rund um Mainz, als Bohnebeitel heißt man Heinz.

Da ist natürlich der Heinz Meller, kann Schnitzel essen groß wie zwei Teller, entscheidet manchmal schnell und plötzlich, doch ist als Chef er unersetzlich. Der Präsident bleibt fest im Sitz, mit Humor und Mutterwitz, ein Schwergewicht ganz ohne Frage – und das auch nicht nur auf der Waage.

Noch einen Heinz, den nenn‘ ich hier, als Urgestein: unser Heinz Schier! Hat viele Jahre hier geschafft, mit großer kreativer Kraft, und ist damit noch nicht am Ende. Als Redner längst eine Legende, er immer gern noch Texte schreibt – ich hoff‘, dass das noch lang so bleibt.

Den Blick zurück ich gern noch lenke, an einen lieben Heinz ich denke, von dem man viel noch heut erzählt und der uns allen furchtbar fehlt. Ich mein‘ Heinz Koch, den alte Schote – und ich bin stolz, der war en Rote!“

Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel

„Der Mombacher Carneval-Verein e.V. – Die Bohnebeitel hat es im zurückliegenden eineinhalb Jahrhundert im Ansehen und der Beliebtheit in Mombach und Mainz ganz weit nach oben gebracht. Und sie haben weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus Bekanntheit erlangt. Seit langem ist der Verein ein fester, nicht mehr weg zu denkender Bestandteil der Mainzer Fassenacht und darüber hinaus der Fernsehfastnacht des SWR. Die Bohnebeitel haben das Kunststück fertiggebracht, zu den profiliertesten Botschaftern unseres vaterstädtischen Hochfestes und der Mainzer Lebensfreude zu werden, ohne sich und ihre Ursprünge zu verleugnen. Die Bohnebeitel sind an Bodenständigkeit nur schwer zu übertreffen und widmen sich dem Erhalt des von ihnen stark mitgeprägten heimischen Brauchtums – und auch immer wieder lokalen Themen.“

Dr. h.c. Johannes Gerster

Generalfeldmarschall der Mainzer Ranzengarde (und an diesem Tag Festredner für alle eingeladenen Vereine).

„Also die Bohnebeitel war´n schon immer anners als die Annern. Bei jedem annern Jubiläum wird´erst stundelang geredd, gebabbelt und geloge. Unn wenn dann de leere Mage schon fast am Bodde baumelt, gibt´s was zu esse unn zu trinke. Erst muss mer vor Hunger schwach wern, um dann mildtätig gespeist und getränkt zu werden. Bei de Bohnebeitels iss es dagege wie in de gute, alte Zeite: Erst wird gebetet, dann wird ausgiebig gegesse und getrunke und dann verleitet uns die Fressnarkose zu einem kleinen Mittagsschläfchen und schützt uns gegen die obligatorischen, langweiligen und allzu oft gleichlautenden Grußworte. Und welcher Fassenachtsverein in Mainz bietet schon ein zusammengenommen siebenstündiges Jubiläumsprogramm?“

„Was macht das Besondere an den Bohnebeitel aus? Dass ihr in einer Zeit, in der Individualität eher klein geschrieben wird, trotz Fernsehen, trotz Kommerzialisierung und zunehmender Konformität im Denken und Handeln, den Mut hattet und habt, anders zu sein als die Anderen. Ihr seid originell, geht außerordentlich liebevoll mit diesem Luftkurort Mombach, zwischen ehemaligem Panzerwerk und Klärwerk, um und seid in Eurer Art einmalig urkolisch (Mainzer Ausdruck für „urkomisch“; die Redaktion). Als andere schon im Höhenrausch versunken sind, habt Ihr Eure Bodenständigkeit behalten. Ihr hattet und habt die besten Typen und dabei stimmt die Zusammenstellung, der Mix aus Kokolores, Selbstironie und geistvollem Humor. Ihr lasst Euch von keinem hineinreden, wenn’s stimmt, auch nicht vom swr! Ich hoffe, dieses so wichtige Maß an Unabhängigkeit bleibt Euch erhalten.“

„Die Mombacher Bohnebeitel spielen seit langem in der Ersten Liga. Sie haben den früheren Industriestandort, den nicht besonders geliebten Vorort mit dem „Dauergeschmäckle“, ungemein populär gemacht. In Mainz und weit darüber hinaus. Mombach, das sind heute die Bohnebeitel und die Bohnebeitel, das ist das heutige Mombach, so muss man dies jedenfalls von außen her sehen.Ich glaube kein anderer Mainzer Stadtteil wird so eng mit einem Fastnachtsverein identifiziert, wie Mombach mit den Bohnebeitel. Dass da viel Herzblut für die Mainzer Fassenacht fließt, spüren alle, welche die in Deutschland allzu verbreitete Verbiesterung des Alltags abwerfen und unbeschwert mit den Bohnebeitel feiern können. Was Mainz ohne die Fassenacht, wäre die Määnzer Fassenacht ohne die Bohnebeitel! Um vieles ärmer. Mainz wäre nicht Mainz und die Fassenacht wäre nicht unsere geliebte Määnzer Fassenacht. Bohnebeitel – bodenständig, originell, einfach liebenswert. Oft kopiert, nie erreicht, einfach unverwechselbare Urmäänzer Fassenacht!“

Hören Sie die Rede von Johannes Gerster im Originalton:

www.youtube.com/watch