Text: Gerd Plachetka

Fotos: Wolfgang Tannenberger

Wenn Sitzungspräsident Heinz Meller sich in seiner ganzen Größe aus der Mitte des Komitee erhebt und das Protokoll ankündigt, spätestens dann ist die Bohnebeitel-Saalfastnacht eröffnet. Mit Spannung erwartet das Publikum was OB Michael Ebling in seinem Rückblick wieder einmal beleuchtet. Natürlich geht’s um die Mombacher Hauptstraße, die gesperrte Heuss-Brücke, aber auch ganz weit zurück in seine schulische Kindheit, wenn er aus den Poesiealben seiner Mitschüler zitiert.

Erste Zugabe-Rufe fordert das Publikum von den „Mombeens“ mit Danny Herber & Felizia Fried begleitet von Franz Jürgen Dieter am Klavier. Sie setzen den ersten musikalischen Farbtupfer. Das Trio verabschiedet sich obligatorisch von der Bühne mit ihrem Ohrwurm: „Wenn der Narrhallamarsch erklingt zur fünften Jahreszeit“.

Eine Mitfahrgelegenheit nach Wiesbaden sucht ein Mann mit bunter Zipfelmütze: das siebte Mainzelmännchen. „Es gibt Menschen, denen geht es schlecht: Männer!“ Er berichtet von diesen Betroffenen, die sich sogar oftmals – in einen Stuhlkreis – in psychologische Hände begeben müssten. Wunderbarer Kokolores mit viel Tiefgrund.

„Ach Max, du spielst so gut Klavier“, interpretiert Dennis Wittberg. Nein, es sind die apart-anmutenden jungen Damen Christina & Katrin Becht am Flügel und der Violine, die das Publikum mit ihrer musikalischen Rückblende in die 20er Jahre verzaubern.

Anschließend gräbt sich die sprechende „Kellerassel“ Franz Besold aus seiner Heimat dem Frankenland durch den Untergrund und kommt in Mombach wieder ans Tageslicht.

Das 250ste Beethovenjahr beleuchtet musikalisch Schlageranalyst Frank Golischewski. Einmal mehr wird er frenetisch gefeiert auch für seine wunderbaren Zwischentöne. Wie auf den Leib geschneidert ist ihm die Rolle von Heinz Erhardt: Sitzungspräsident Meller hat nicht nur den gleichen Vornamen – nein, er verkörpert den Comedian auch sprachlich glänzend. Er haucht ihm mit eigenen Texten wieder Leben ein: „Es gibt Tage, da tritt man in ein Fettnäpfchen, manchmal gar in ein Butterfass“.

Vor der Sitzungspause präsentieren die Maledos ihr neues Musikprogramm. Wieder einmal politisch-satirisch hautnah am Puls der Zeit: sie machen Ökovorschläge, nehmen sich generell die „GRÜNEN“ vor, wagen eine musikalische Reise nach China und Österreich oder reppen die Mombacher Hauptstraße. Klaus-Dieter Becht, Uwe Ferger und Dieter Scheffler bringen den Saal zum Kochen – die Besucher brauchen nun unabdingbar eine Cool-down-Erholungsphase von 3 x 11 Minuten.

„Wahres und Klares“ interpretiert Helmut Schlösser auf seine Weise. Alle Jahre wieder gelingt es ihm mit großem Wortwitz und seinen humoristisch, ja gelegentlich auch sarkastischen Texten in viele gesellschaftliche und politische Nischen zu blicken. „Das ist ein Hammer“ artikuliert er zwischendurch und sogleich auch das Publikum seine  Ausflüge zur Klima-Gretel: sein persönliches Highlight des Jahres: das er am Ende dann doch lieber gegen einen Kreta-Urlaub austauscht.

Eine Bohnebeitel-Sitzung ohne Harry Borgner: „Nicht auszudenken“, bedankt sich Heinz Meller bei seinem Gitarrenbarden nach seinem genialen Bühnenauftritt. In dieser Kampagne hat sich der Gitarrenkünstler mit der wunderbaren Stimme den European Song Contest vorgenommen. Mal melancholisch, dann wieder bissig beleuchtet er den zweifelhaften Wettstreit und wie die Bewertungspunkte unter der Hand zugeschoben und Sieger gekürt werden und am Ende die Deutschen wieder einmal leer ausgehen.

Alice Hoffmann erscheint mit ihrem Elektroroller auf der närrischen Rostra und berichtet von ihren Ökoerlebnissen. Ihr zu lauschen macht Freude und verlangt nach mehr.

Das gilt ebenso für das kongeniale Team Hildegard Bachmann und Frank Golischewski. Als Squaw Pusteblume und Häuptling Apfeltasche liefern sie so viel indianischen Kokolores – übermitteln zwischenzeitlich ihre Liebe per Rauchzeichen – in einer Weise, dass das Saalpublikum vor Begeisterung kaum zur Ruhe kommt.

„Männer muss man nehmen wie sie sind, aber man muss sie ja nicht so lassen“ berichtet der „Professor“ alias Manfred Friedrich aus der Bütt. Mit: Liebe mache blind, aber wer verheiratet sei, könne plötzlich wieder sehen, bringt er sein Vortragsthema zum Besten.

Wie gewohnt ein echter Hingucker im Anschluss: als Wassernixen das Ballett „Fun & Dance“. Was ein „Regional-Ökologe“ zu bieten hat präsentiert der unnachahmliche Gerd Brömser. Schier unglaublich was er einmal wieder an Schenkelklopfern auf die Bühne zaubert. „Darf das Kind eines Veganers beim Karussell auf einem Schweinchen Dick reiten?“ Gerd Brömser bleibt auch hier keine Antwort schuldig. Wort- und stimmgewaltig, aber auch musikalisch begeistert er am Ende noch mit seinem Fleischworschtlied.

Ein grandioses Finale mit allen Bohnebeitel-Beteiligten unter Leitung der Maledos und Helmut Schlösser heben den Saal dann noch einmal in den bunten Luftballonhimmel. Bis zum Fastnachtswochenende werden also bei den insgesamt 12 Bohnebeitel-Sitzungen noch viele Saalgäste ihre Freude haben.