Text und Fotos: Gerd Plachetka

Wer hat sich beim Mombacher Carneval Verein „Die Bohnebeitel“ 1886 e.V. in den vielen Jahren nicht schon so alles die Klinke in die Hand gegeben? Da waren Barak Obama, Napoleon, Casanova, Sigmund Freud, König Ludwig von Bayern oder Focus-Gründer Markwort, Ex-Bankchef Tietmeyer und alljährlich Malu Dreyer mit gesamter Ministerriege zu Gast in der Narrhalla. Einige leibhaftig und zum Anfassen und andere in Person ihres erfolgreichen Büttenredners Helmut Schlösser. Und auch musikalisch verfolgt der Verein eine lange Tradition. 6 x 11 Jahre stehen in dieser Kampagne die drei Maledos auf den närrischen Mombacher Brettern und haben im Laufe der Jahre einen Ohrwurm nach dem anderen abgeliefert. Diese und andere fastnachtliche Erfolgsgeschichten hatten sich schnell herumgesprochen und das Fernsehen wurde auf den Club aufmerksam. Das war im Jahr 1998 und seither haben die Bohnebeitel mit der Übertragung ihrer Sitzung „Mumbach, Mumbach Täterä“ weit über die Grenzen eine Fankultur aufgebaut. Wobei erwähnt werden sollte, dass einige inzwischen verstorbene Aktive des Vereins wie Heinz Schier, Heinz Koch oder Musikus Robert Bartsch bereits seit 1965 in den Sendungen „Mainz bleibt Mainz“ und „Mainz wie es singt und lacht“ erste TV-Bühnenerfahrung gesammelt hatten.


Seit nunmehr 25 Jahren haben die Bohnebeitel ihren eigenen SWR-Sendeplatz. Immer dienstags vor dem Fastnachtswochenende wird die zuvor aufgezeichnete Sitzung nahezu in voller Länge ausgestrahlt. Die bundesweite Besonderheit ist, dass die Mombacher alles – bis auf das Ballett – ausschließlich mit eigenen Kräften stemmen. Alle anderen TV-Fastnachtsformate sind Kooperationen mehrerer oder sogar vieler Vereine. Dass dies alljährlich auf hohem Niveau gelingt, dafür sorgt ihr Vorsitzender und Sitzungspräsident Heinz Meller. Seit Jahrzehnten organisiert und steuert der Vollblutfastnachter die Geschicke des Traditionsvereins. Seinen guten Kontakten zum Fernsehen war die „mediale Liaison“ letztendlich zu verdanken, die er zu einer Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten machte. Erneut ist Meller in dieser Kampagne mit seinem Kokoloresvortrag in der Rolle der Fraa Bohnebeitel zu erleben.


Und da ist es nur selbstverständlich, dass viele Menschen eine solche Sitzung auch einmal live im Saal miterleben möchten, was – vor Corona – einmal sogar zu 13 ausverkauften Sitzungen geführt hat. Und da war es wichtig jemanden zu kennen, der wiederum einen kennt und dieser wiederum einen Draht zum Verein hat um letztendlich doch noch eine der begehrten Sitzungskarten zu ergattern. Diesen Hype kann auch Peter Thielen bestätigen. „Seit Jahrzehnten ist die Sitzung der Mombacher Bohnebeitel ein Garant für die ursprüngliche „Meenzer Fassenacht“, so der für die Übertragung zuständige SWR-Redakteur. Mit Marktanteilen von mehr als 30 Prozent in Rheinland-Pfalz – bundesweit einer Million Zuschauern – gehöre die Sendung nicht nur zu den beliebtesten des SWR Fernsehens, sondern versammelt sogar mehr Menschen vor den Bildschirmen als die schon recht hohen Einschaltquoten der SWR-Nachrichtenformate, so Thielen. Die auf den ersten Blick scheinbar leicht reduzierten Zuschauerzahlen an den TV-Geräten der vergangenen Jahre müsse man relativieren. Denn jüngere Menschen würden sich oftmals die fast zeitgleich eingestellten Bohnebeitel-Filmbeiträge im Internet ansehen. Die Klickzahlen zur jährlichen TV-Einschaltquote hinzugerechnet, geben die uneingeschränkte Beliebtheit von „Mumbach, Mumbach Täterä“ eindrucksvoll wieder, so Thielen.


Ein echter Bohnebeitel, der sich noch gut an die erste TV-Sitzung erinnern kann ist Günter Rüttiger. Wenn er in sein kleines persönliches Fastnachtsarchiv einsteigt, fördert er so manche schöne Episode zu Tage. Der 92-Jährige ist auch heute noch klar bei Verstand und trefflich im Ausdruck – wie seine Vorträge als Protokoller von Damals. Und natürlich ist er als aufmerksamer Zuschauer wieder live dabei. „Die Bohnebeitel werden auch in diesem Jahr sowohl die Fans von Kokolores-Vorträgen als auch die der politischen satirischen Fastnacht begeistern“, so Rüttiger. Das habe die Stimmung der ersten sieben absolvierten Sitzungen bereits nachgewiesen, bestätigt Meller.


Die Zuschauer an den Bildschirmen können sich also freuen auf den 6. Februar, wenn wieder reichlich Polit-Prominenz, Jung und Alt sowie Fastnachtsbegeisterte aus Nah und Fern dem närrischen Spektakel aus Mombach beiwohnen. Die Bohnebeitel-Aktiven werden mit einigen neuen jungen Talenten ihr Bestes geben und ganz sicher wieder für hohe Einschaltquoten sorgen.